Expatriates – Leben und Arbeiten in Luxemburg
In Luxemburg arbeiten ca. 160.000 Menschen aus den anliegenden Ländern Frankreich, Belgien und Deutschland. Dies entspricht in etwa 45% des Arbeitsmarktes. Allerdings zählen dieses Mitarbeiter nicht zu den echten Expatriates da sie nicht von einem Unternehmen in ein anderes Land entsendet wurden sondern lediglich in einem der angrenzenden Länder wohnen. Auf die Besonderheit dieser Mitarbeiter gehen wir in einem späteren Artikel noch näher ein.
Die genaue Anzahl der „echten“, in Luxemburg lebenden Expatriates kann nicht genau definiert werden. Diese Expatriates werden von weltweit agierenden Unternehmen nach Luxemburg entsandt wobei die Entsendung entweder ein short-term assignment oder ein long-term assignment darstellt. Short-term assignments (oder auch Business-travells genannt) eignen sich bei kurzen Projekten, in denen ausländische Mitarbeiter wichtiges Know-How mitbringen um kurzfristig an Projektphasen mitzuwirken.
Short-term assignments oder kurz-wöchige Business-travells können von den Mitarbeitern und ihren Familien meist relativ gut bewältigt werden. Schwieriger gestaltet es sich bei Long-term assignments, welche mehrere Monate oder sogar einige Jahre dauern können.
Planungsphase bei Long-term assignments
Bei Mitarbeitern mit Familie sollten die Partner und Kinder von Anfang an bei der Planung der Entsendung berücksichtigt werden. Eine erfolgreiche Entsendung wird zum großen Teil von der erfolgreichen Mit-Entsendung der Familie abhängen, da diese dem Mitarbeiter im neuen Umfeld den wesentlichen Rückhalt geben wird. Auch hier gibt es zwei Varianten. Bei der einfacheren Variante kommt der Partner mit ohne einer Erwerbstätigkeit nachgehen zu wollen. Schwieriger wird es, wenn der Partner im Ausland ebenfalls seine/ ihre Karriere fortsetzen möchte. Sollte der Partner keine entsprechend Stelle finden, kann dies bereits vor der Entsendung das Aus für dieses Unterfangen bedeuten. Unternehmen können über so-genannte Spouse Allowances dem Partner dabei helfen, ebenfalls eine neue Stelle zu finden indem sie beispielsweise Headhunter oder Bewerbungscoaches engagieren. Die Planung des Auslandseinsatzes ohne Familie scheint einfacher zu sein, allerdings ist die Integration in das neue Umfeld einfacher wenn die Familie den Expatriate begleitet.
Zunahme an projektbezogenen Auslandseinsätzen
Eine aktuelle Studie von Mercer zeigt in diesem Zusammenhang interessante Ergebnisse auf: Kurzfristige Entsendungen und projektbezogene Auslandseinsätze werden, so die Befragung von 831 globalen Unternehmen, in den nächsten Jahren zunehmen. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass die Mehrzahl der Mitarbeiter welche auf long-term assignments geschickt werden zwischen 35 und 55 Jahre alt sind während 48% der Mitarbeiter welche jünger als 35 sind eher an short-term assignments teilnehmen. Nur wenige Mitarbeiter, welche älter als 55 sind, werden noch in Auslandseinsätz entsendet.
Eine Studie von Brookfield GRS zeigt, dass Expat-Einsätze ohne Familienangehörige in den letzten Jahren angestiegen sind.
Die “Mobility Outlook Survey 2016” bestätigt den Trend, dass vermehrt Entsendungen innerhalb Europas stattfinden. Zugleich zeigt die Studie, dass 77% der Entsendeten im Home-based Modell arbeiten.
Emotionale Phasen während des Auslandseinsatzes
Wer erfolgreiche Auslandseinsätze plant sollte bei der Vorbereitung nicht nur auf die Besonderheiten im Gastland, sondern auch auch auf die emotionalen Phasen während eines solchen assignments vorbereitet werden. Während der Aufenthalt geplant wird und sich der zukünftige Expatriate und gegebenenfalls seine Familie auf den Auslandseinsatz vorbereiten, herrscht eine Phase der Euphorie, welche von Vorfreude auf das Neue geprägt ist. Wenn der Auslandseinsatz konkreter wird und bestimmte Ziele mit den Vorgesetzten vereinbart werden, steigen auch die Erwartungen an dieses assignment. Die Zeit der hohen Erwartungen besteht auch noch während der Auslandseinsatz bereits begonnen hat und dem Mitarbeiter z.B. ein Mentor zur Seite gestellt wird und er und seine Familie das neue Umfeld langsam kennen lernen können. Nach wenigen Monaten kann sich diese positive Grundstimmung allerdings in das Gegenteil umdrehen. Dann nämlich, wenn alle Beteiligten merken, dass die Zeit des “Ankommens” und des Einarbeitens abgeschlossen ist und vom Mitarbeiter die vereinbartes Leistung erwartet wird. Der Druck steigt und das wirkt sich auch auf das Familienleben aus. Dieser Druck und die neue Umgebung führen nicht selten in eine Zeit der vorübergehenden Desillusionierung. In dieser Phase kommt es am häufigsten zu Abbrüchen des Auslandseinsatzes. Hier liegt es in der Verantwortung des Gastlandes dieser Desillusionierung mit den geeigneten Mitteln entgegen zu wirken. Hilfreich ist eine interkulturelle Betreuung welche über mehrere Monate hinweg bestehen bleibt. Zwar kann die Intensität der Betreuung mit der Zeit abnehmen, sie sollte jedoch während der ersten 6 Monate nicht abrupt beendet werden. Wenn diese schwierige Phase vorbei ist und der Expatriate und seine Familie wirklich angekommen sind, normalisiert sich seine Wahrnehmung des Auslandseinsatzes und eine generelle Zufriedenheit stellt sich ein. Sowohl die Familie, als auch der Expatriate akzeptieren, dass sie nicht als Touristen in dem fremden Land sind, sondern, dass die neue Situation nun für einen, meist festgelegten Zeitraum, ihren Alltag darstellt (Phase der Akzeptanz).
Gegen Ende des Auslandseinsatzes beginnt die Phase der Repatriierung. Die Rückkehr in das Heimatland wird geplant und die berufliche Weiterentwicklung wird (im besten Fall) mit den zukünftigen Vorgesetzten, thematisiert. Wenn die Repatriierung nicht eng genug begleitet wird und bei dem Expatriate der Einruck entsteht, dass er aufgrund des assignments einen Karrierenachteil oder zumindest keinen Vorteil hat, kann dies zu Frustration und zu einem Abwenden vom Arbeitgeber führen. Der Expatriate sollte also bereits während der Planungsphase den Eindruck haben, dass sein Auslandseinsatz gewürdigt wird und ihn herausfordernde Tätigkeiten in seinem Heimatland erwarten.
Ein Blick auf Expatriates in Luxemburg
Expatriates in Luxemburg scheinen sich in den letzten Jahren nicht mehr so wohl zu fühlen, wenn man der Studie „Expat Report“ des Expatriate Netzwerkes Internations glauben schenken soll.
Demnach ist Luxemburg in der Gesamtwertung von Platz zwei im Jahr 2014 auf den neunten Platz in 2016 gerutscht. Was sind die wesentlichen Gründe?
Zunächst muss man verstehen, wie die Umfrage aufgebaut ist. Es gibt fünf Hauptkategorien mit jeweils verschiedenen Sub-Kategorien. Die fünf Hauptkategorien sind folgende:
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Quality of Life
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Ease of Setting in
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Personal Finance
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Working Abroad
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Familiy Life
Luxemburg schneidet in den fünf Hauptkategorien wie folgt ab:
In der Hauptkategorie „Quality of Life“ sind im Wesentlichen folgende Sub-Kategorien für die im Vergleich zu den Vorjahren schlechtere Platzierung verantwortlich:
Lediglich folgende 3 Sub-Kategorien können das Bild zu einer etwas besseren Positionierung in dieser Kategorie verbessern:
Fairerweise muss aber auch erwähnt werden, dass Luxemburg in der Hauptkategorie „Working abroad“ auf Platz 1 landet. Dies sind die Ergebnisse der Sub-Kategorien:
In einer weiteren Hauptkategorie „Familiy Life“ landet Luxemburg nur auf Platz 14. Dies sind die Ergebnisse der Sub-Kategorien:
In der Kategorie „Cost of Living“ landet Luxemburg auf dem 63 Platz, von 67. Dies liegt im Wesentlichen an den sehr hohen Mietkosten. Immerhin liegt Luxemburg bei der Kategorie „Safety & Security“ auf Platz eins.
Leider verrät die Umfrage nicht, wie viele in Luxemburg lebende Expatriates befragt wurden, so dass in Frage gestellt werden muss, ob die Umfrage tatsächlich repräsentativ ist. Nichtsdestotrotz zeigt das Bild der an der Umfrage beteiligten Expatriates, dass Luxemburg in einigen Bereichen eindeutig Nachholbedarf hat und insbesondere bei der Willkommenskultur noch Luft nach oben ist.
Quellen:
http://www.iba-oie.eu/Home.50.0.html